#69 Wie Integration gelingt - 30 Jahre Integrationshaus Wien - mit Martin Wurzenrainer und Andrea Eraslan-Weninger

Shownotes

1995 wurde das Integrationshaus unter der Schirmherrschaft von Willi Resetarits aka Ostbahnkurti gegründet. Seitdem haben haupt- und ehrenamtliche Helfer:innen mehr als 80.000 Menschen beim Ankommen in Österreich begleitet. Mit Andrea Eraslan-Weninger, die 26 Jahre an der Spitze stand, und Martin Wurzenrainer, dem aktuellen Ko-Geschäftsführer, spreche ich über vergangene und aktuelle Herausforderungen und was für sie Integration bedeutet.

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00:00:05: Herzlich willkommen bei Aufnahme Bereit, dem Podcast für ankommende und aufnehmende in der modernen Migrationsgesellschaft.

00:00:12: Sie hören diese Episode nicht nur auf den Podcast-Playern ihrer Wahl, sondern auch auf Radio Orange.

00:00:34: Mein Name ist Judith Kohlenberger, ich bin Migrationsforscherin an der WU Wien und in der heutigen Folge spreche ich mit Andrea Eraslan-Wenninger, sie ist ehemalige Geschäftsführerin des Integrationshauses in Wien und Martin Hürzenreiner, er ist der aktuelle Co-Geschäftsführer des Integrationshauses.

00:00:52: und es gibt einen ganz besonderen Anlass, warum wir heute zu dritt hier zusammengekommen sind, weil nämlich das Integrationsjahr dreißigjähriges bestehen, feiert.

00:01:02: Seit nineteenfünferneunzig hat es über achtzigtausend Menschen beim Ankommen in Österreich unterstützt.

00:01:08: Wie das möglich war, welche Herausforderungen und welche Chancen sich dadurch geboten haben, das wollen wir heute besprechen.

00:01:15: Liebe Andrea, lieber Martin, vielen Dank, dass Sie heute meine Gäste seid.

00:01:19: Danke für die Einladung.

00:01:20: Danke für die Einladung.

00:01:22: Ich habe schon gesagt, wir Begehen hat er nicht nur zehn Jahre, das ist ein zweifelhaftes Jubiläum, sondern auch ein Jubiläum, das man wirklich feiern kann, nämlich dreißig Jahre Integrationshaus.

00:01:36: Was waren denn für euch beide, die ja wirklich sehr lange auch das Haus begleitet haben, in einer, möchte ich sagen, wechselhaften Geschichte, weil das immer auch eine wechselhafte, innenpolitische Zeit war?

00:01:47: Was waren da für euch, vor allem für dich, lieber Andrea, du warst ja sechsundzwanzig Jahre an der Spitze.

00:01:52: Was waren die größten Herausforderungen für das Integrationshaus?

00:01:57: Ja, also mein größtes Learning war einfach, dass man immer ganz hartnäckig dran bleiben muss.

00:02:06: Das ist ganz extrem wichtig.

00:02:09: und auch wenn es also immer dran bleiben an seinen

00:02:13: Zielen,

00:02:14: an seinen Projektideen, an seinen Werten, an seinen politischen Forderungen und dass man nicht aufgeben soll, sondern immer dieses Ziel verfolgen, auch wenn es Jahre dauert und manchmal Jahrzehnte dauert.

00:02:35: Wir haben hier viele Beispiele, wo man doch mit ganz viel Hartnäckigkeit ans Ziel kommt, um ein paar zu nennen, zum Beispiel unbegleitete, minderjährige Geflüftete.

00:02:48: Wir haben begonnen, da war ein paar Hundert Jugendliche zu beschäftigen.

00:02:57: Die waren damals in Erwachsenenquartieren untergebracht oder untergetaucht oder überhaupt im Schub auf.

00:03:03: Sie waren in der Öffentlichkeit überhaupt kein Thema und es war ein ganz langer Weg.

00:03:10: soweit zu kommen, dass heute unbegleitete Minderjährige doch zum Großteil Kinder und Jugendgerechte untergebracht werden.

00:03:20: Und jetzt sind wir noch immer dran an der Absorge.

00:03:23: Aber es macht Sinn, nicht aufzugeben, immer dran zu bleiben, ein gutes Beispiel vorzuleben, was man auch herzeigen kann.

00:03:35: Man kommt weiter.

00:03:37: Wie kompromissfähig muss man sein?

00:03:39: Weil ich glaube, das eine ist, dass man die Ideale, die Werte, die Ziele hochhält und nicht aus den Augen verliert.

00:03:44: Aber wenn man quasi Stur überhaupt keinen minimalen Prozentsatz oder Promilsatz abweichen will, wird es auch schwierig.

00:03:54: eigenen Arbeit und ich weiß es auch aus Erzählungen, vor allem aus der politischen Arbeit, dass ja die Kompromissfähigkeit neben dem kleinen Idealismus, den man braucht, das riecht nur auch wichtig ist.

00:04:05: War das manchmal für dich auch eine schwierige Abwägungsfrage, zu sagen, wo sozusagen lenke ich ein und näher mich an, an die Gegenseite und wo verfolge ich ganz, ganz klar und stuhr das Ziel, das ich habe?

00:04:17: Es sind ja dann oft auch Wenn man Kompromisse schließt Zwischenschritte, auf die man sich einlässt und man bleibt dann trotzdem weiter dran an seiner Ideal-Verstellung oder an seinen Zielen.

00:04:33: Aber Kompromissfähigkeit braucht man auch, aber ihr habt es dann sehr oft als ein Zwischenziel gesehen.

00:04:41: Und wenn es ein Fortschritt war, natürlich auch als ein Erfolg, auch wenn es noch nicht sozusagen ganz das Gelbe vom Ei war.

00:04:50: Es ist einfach dann noch nicht das abgeschlossene Werk, sondern ein Etabenziel.

00:04:54: Das ist glaube ich ein Weg.

00:04:56: Das glaube ich in eine gute Richtung, nur auch für Zeiten wie diese, wo es für viele, glaube ich, schwierig wäre im Integrationsbereich.

00:05:03: Und wo man sich die Frage stellt, kommt man denn überhaupt mal dorthin zu diesem Ziel nicht?

00:05:08: Und da ist es glaube ich gut, dass was du sagst, es ist dann vielleicht eine Etappe, die geschafft ist, auch wenn noch nicht der ganze Weg zurückgelegt wurde.

00:05:16: Jetzt hat ja die Geschichte des Integrationshauses im Jahr nineteen-fünfundneunzig begonnen und da hat ja der Willi Resetarić, der nicht mehr unter unsweilt, eine ganz wesentliche Rolle gespielt, für alle nicht österreichischen Zuhörer, die vielleicht den Willi nicht kennen, er ist Musiker, aber gleichzeitig muss man sagen Menschenrechtsaktivist und jemand mit einer großen sozialen Ader, der sich für unterschiedliche Belange eingesetzt hat, vor allem aber auch fürs Integrationshaus.

00:05:42: Wie zentral war er in den Anfängen des Hauses, als es auch zur Gründung gekommen ist, das Ganze aus der Taufe zu heben?

00:05:49: Ja, es war so, dass eigentlich er und das Hepstranik ein weiteres Vorstandsmitglied, die Idee hatten, so ein Haus zu gründen.

00:06:01: Und zwar waren sie damals, in Zeiten ihm das Krieges im ehemaligen Jugoslawien in einer Massenunterkunft und haben dort gesehen, wie die Menschen in Stockbetten zusammengepfercht nur mit Leintücher getrennt voneinander untergebracht sind.

00:06:22: Sie erzählen da immer von einem Mann, der einen Karton am Kopf gehabt hat, um ein bisschen Individualität.

00:06:32: Und so ist eigentlich der Beschluss entstanden.

00:06:36: Wir schauen, dass wir ein Haus finden, wo die Menschen eine abgeschlossene Unterkunft haben, wo sie psychosoziale Betreuung haben, wo es Angebote gibt für die Kinder.

00:06:50: Das war die Grundidee.

00:06:52: Und mit der Idee sind sie damals zum Bürermeister Meier gegangen.

00:06:56: Und der hat dann gesagt, das machen wir.

00:07:00: Das war so der legendäre Satz.

00:07:03: Ihr könnt's ein Haus haben.

00:07:05: Der Willi hat müssen dafür versprechen, dass er sich in der Öffentlichkeit für dieses Thema weit aus dem Fenster lehnt.

00:07:13: Es war damals die Zeit, wo der Jörg Heider dieses grausliche Volksbegehren betrieben hat.

00:07:20: Österreich zuerst.

00:07:22: Und wo eben am Tag bevor ist diese Zusage?

00:07:28: gegeben hat, eben dass Licht am Meer auch stattgefunden hat.

00:07:34: Und wo wir ja gesehen haben, dass sich Massen für die Menschlichkeit mobilisieren lassen.

00:07:42: und das war eigentlich der Startschuss.

00:07:44: und bald danach war dann ein Haus gefunden.

00:07:47: Ich bin in den Jahr fourneinzig dazugekommen.

00:07:51: Da hat schon so eine Gruppe von Initiatoren gegeben, Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte, Architekten, Architektinnen, die am Konzept gearbeitet haben.

00:08:06: Das Haus musste noch umgebaut werden und meine Arbeit war dann mit der Projektvorbereitung zu beginnen.

00:08:13: Und ich erinnere mich noch gut, wie der Willi gesagt hat.

00:08:18: Du kannst jetzt ca.

00:08:19: zwei Jahre lang meinen Ruhm abnutzen als Ostbahn-Kurte.

00:08:25: Darüber hinaus kann ich nichts versprechen.

00:08:28: In Wirklichkeit ist er dann bis zu seinem Lebensende, neunzehntzwerns, zwanzig geblieben.

00:08:36: Er hat es, ah, zwanzig, zwanzig, Entschuldigung.

00:08:41: Er hat das immer als sein Lebensprojekt bezeichnet, das Integrationshaus.

00:08:47: Und er war immer ganz massiv an unserer Seite, wir vermissen ihn sehr.

00:08:54: Er war eine ganz wichtige gesellschaftliche Stimme und er hat immer gewusst, wo er in der Flüchtlingspolitik der Schuh drückt und hat das gut kommunizieren können und gut ansprechen können.

00:09:08: Bevor wir in die Gegenwart kommen, ich dem Martin dazu hole, der jetzt in der Gegenwart dafür zuständig ist, dieses große Lebenswerk weiterzuführen.

00:09:16: Vielleicht nur zur Einordnung, damit wir wissen, von welcher Zeit wir reden.

00:09:20: Das war eine auch wieder mal höchspolarisierte Zeit.

00:09:24: Du hast schon erwähnt, dass Österreich zuerst Volksbegehren das ... Ich glaube, noch im Dezember zweiundneunzig gestartet wurde das sogenannte Lichtermeer.

00:09:33: als Reaktion der Zivilgesellschaft gegen dieses sehr verhetzende, ausländerfeindliche Volksbegehren der FPÖ fand dann im Jänner neunzehntreiundneunzig statt.

00:09:42: Und daraus sind ja einige eigentlich positive Gegenbewegungen und Initiativen entstanden.

00:09:47: Das Integrationshaus ist das eine, es ist ein Mitmensch, beispielsweise.

00:09:52: Zivilgesellschaftlicher Verein, der sich auch sehr stark für die Zugehörigkeit aller in Österreich lebenden Menschen einsetzt und gegen Ausgrenzung, gegen Rassismus.

00:10:01: Also man sieht eigentlich, kann man fast sagen, das hat vielleicht gar nicht den Erfolg dann mittel- und langfristig gebracht, den sich die Initiatoren erhofft hätten, sondern im Gegenteil hat mobilisiert nicht nur die Kräfte.

00:10:13: ganz links außen, sondern weit in die Mitte der Gesellschaft hinein, wo viele gesagt haben, ich glaube, es waren dreihunderttausend Menschen dann am Heldenplatz und entlang des Rings.

00:10:22: Wir wollen das nicht und das ist nicht unser Österreich, sondern wir stehen für Zugehörigkeit und für ein Miteinander, für Solidarität.

00:10:29: Und aus dem Moment, um heraus ist eigentlich auch das Integrationshaus dann entstanden und sehr, sehr lange Zeit weiter.

00:10:36: bestanden, muss man sagen, weil der Willi hat da ein bisschen versucht, sein Licht unter Schäffel zu stellen mit den zwei Jahren.

00:10:43: Da hätte er wahrscheinlich nicht gedacht, dass das so lange über Jahrzehnte tatsächlich so erfolgreich ist.

00:10:49: Jetzt komme ich in die Gegenwart, lieber Martin.

00:10:50: Die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden im Gegenteil.

00:10:53: Ich habe vorhin gesagt, die Neunziger waren polarisierend und spaltend.

00:10:56: Die Neunziger sind auch nicht weniger polarisierend und spaltend.

00:10:57: Die Neunziger sind auch nicht weniger polarisierend und spaltend.

00:11:00: Die Neunziger sind auch nicht weniger polarisierend und spaltend.

00:11:01: Die Neunziger sind auch nicht weniger polarisierend und spaltend.

00:11:03: Die Neunziger sind auch nicht weniger polarisierend und spaltend.

00:11:06: Die Neunziger sind auch nicht weniger polarisierend und spaltend.

00:11:07: insgesamt nach rechts verschoben hat.

00:11:10: Und wie schwierig es wird, auch ein differenziertes Bild zur Integration zu vermitteln, wo ihr selbst wahrscheinlich die ersten Seite sagen, nicht alles läuft ideal, aber genau deshalb wollen wir ja daran arbeiten, dass es besser wird.

00:11:22: Was sind denn derzeit... Herausforderungen fürs Integrationshaus?

00:11:25: und vor allem, wie geht ihr denn mit diesem sich veränderten gesellschaftlichen Klima um?

00:11:29: Weil ich kann mir vorstellen, das wird sich wohl auch auswirken auf öffentliche Unterstützung, vielleicht sogar auf Spenden, insgesamt die budgetäre Lage in Österreich, keine Ideale, was das betrifft und natürlich mitunter auch auf eure Klientinnen und Klienten, die vielleicht diese Hetze oder diesen Populismus auch im Alltag zu spüren bekommen.

00:11:48: Ich würde bei den Klientinnen gerne anfangen.

00:11:51: Wir betreuen ja im Jahr um die fünf, sechs Tausend Menschen, die bei uns Maßnahmen machen.

00:11:56: Und wir kriegen das sehr stark mit.

00:11:58: Wir selber als Integrationshaus haben es keine Drohungen oder Anfeindungen, also Briefe die.

00:12:08: Aber

00:12:09: der Klientinnen von uns, die so sichtbar zugewandert sind, die sind permanent im Alltag Anfeindungen ausgesetzt.

00:12:15: Und es ist unsere Arbeit, sie da auch aufzufangen und dabei zu unterstützen und ihnen auch mit ihnen daran zu arbeiten, dass sie Ressourcen haben.

00:12:25: dass sie Stärken mitbringen, dass diese Stärken nicht verlorengegangen sind auf dem Weg der Flucht, dass sie vielleicht momentan nicht gut aktivierbar sind für sie selber in einer etwas in einer schwachen, hilflosen Situation.

00:12:38: Und das sehen wir aus unserer Arbeit.

00:12:41: Die hat immer schwieriger wird, weil der Mediale und gerade Social Media-mäßig wird, ist ja Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wieder auf einer Hochzahl.

00:12:52: Wo, glaube ich, das Ausländervolksbegehren vom Jörg Heider fast ein wenig schmäder ging, weil es so viele Kanäle jetzt gibt, wie man damit konfrontieren kann.

00:13:04: Da sehe ich bei uns eine starke Arbeit, viel stärker als früher.

00:13:08: Ich komme aus dem Bildungsbereich, ich habe in der Bildung in der BILDung begonnen.

00:13:11: Ich habe hier viele Projekte mitentwickeln können und die Projekte, die ich jetzt zentral ist, ist Medienkompetenz.

00:13:21: zu vermitteln.

00:13:22: Was stimmt an dem, was ich im Internet lesen kann?

00:13:25: Was ist gefaked?

00:13:26: Das wird immer komplizierter, immer schwieriger.

00:13:29: Und natürlich sind gerade auch junge Menschen, die wir betreuen, die erleben halt so Retraumatisierungen, wenn sie sehen, was jetzt in Gaza passiert.

00:13:38: wenn sie halt an eigene Situationen, die sie in Syrien zum Beispiel erlebt haben, erinnert werden.

00:13:43: Und da sie zu stabilisieren, ist eine Hauptaufgabe, die wir haben, sie zu stabilisieren und ihnen zu zeigen, dass sie Kräfte haben, dass sie Stärken haben, dass sie hier einen guten Weg machen können, der von ihnen herausgeht.

00:13:56: Ja, das sind so Herausforderungen.

00:14:00: Und eine zweite große Herausforderung, die, wo nicht wir alleine stehen, die wir im gesamtgesellschaftlichen Bereich sehen, das muss gespart werden.

00:14:09: Ich nehme schon wahr, dass ich halt immer bei Menschen, die eine leise Stimme haben, schneller sparen kann, als die Gruppen, die eine laute Stimme haben.

00:14:17: Darum sehen wir es auch massiv, als unsere Aufgabe weiterhin laut zu sein, Lobbearbeit zu machen, eine Stimme zu sein für geflüchtete Menschen, dass sie zu dem Recht kommen, dass ihnen in den Zug steht.

00:14:31: Wie habt ihr denn im Integrationshaus das Jahr zu den Fünften miterlebt?

00:14:36: Das war ja insgesamt ... für die ganze Gesellschaft eigentlich eine Herausforderung.

00:14:40: Ich meine, sehr starke Erinnerungen geblieben sind.

00:14:43: Einerseits die Szenen an den Grenzübergängen, aber schon auch die Szenen an den Bahnhöfen in Wien, auch an anderen Bahnhöfen in Mittel- und Westeuropa, wo Menschen willkommen geheißen wurden.

00:14:54: Ehrlicherweise wissen wir, und das haben wir auch schon gehört in den anderen Folgen, dass ja da nicht die Integrationsreise endet, hingegen, da sie beginnt eigentlich erst.

00:15:02: Man ist zwar physisch angekommen, aber bis man emotional und mit allem, was man hat und was man einbringen kann in der Gesellschaft, wirklich angekommen ist, da vergeht oft eine Gezeit.

00:15:14: Jetzt ziehen wahrscheinlich die Zustände aus den Fünften, die man gar nicht so gewesen wie in den Neunzigerjahren, wo man sich am Karton unten Kopf hängen musste, damit man ein bisschen Privatsphäre genießen kann.

00:15:23: Ich meine, das war schon ein bisschen besser, zum Jahr Jahrzehnte.

00:15:26: Gleichwohl man weiß, gerade weil da viele es ja überrascht waren oder überrascht getan haben, war die Versorgung der Neuankommenden auch nicht so ideal, wie es sein hätte sollen.

00:15:35: Welche Rolle hat damals das Integrationshaus gespielt?

00:15:38: Wie habt ihr euch da einbringen können?

00:15:39: Also

00:15:40: für uns war es damals ganz extrem wichtig, weil es hat einen irrsinnigen Druck gegeben, Notunterkünfte zu schaffen.

00:15:49: Und wir haben dann beschlossen, schaffen keine Notunterkünfte, sondern wir bleiben unserer ganzheitlichen Betreuung treu und haben dann sehr wohl neue Wohnplätze geschaffen, auch ein neues Konzept dafür, eben First Flat, wo wir Wohnungen in Wien angemietet haben, wo wir dann Geflüchtete untergebracht haben und betreut.

00:16:17: Und wir haben auch eine Wohngemeinschaft für unbegleitete, minderjährige Flüchtete gegründet.

00:16:25: Aber für uns war es ganz wichtig, alle Bereiche auszubauen, auch die Beratung, auch alle Bildungsmaßnahmen.

00:16:33: Das war sehr anstrengend, weil da war es wiederum schwierig für alle diese.

00:16:39: Belange Geld aufzutreiben, aber es ist uns letztendlich eigentlich gut gelungen, so einen Gesamtausbau als Beitrag zu leisten.

00:16:52: Euer Konzept von Integration, das dahinter steht.

00:16:55: Weil du hast jetzt schon gesagt, eigentlich nicht Notfall und irgendwas und dann sollen die Leute halt schauen, wo sie bleiben, wenn man das ein bisschen jetzt plakativ sagen will, sondern ihr bietet eigentlich eine ganzheitliche Betreuung.

00:17:07: Also ihr habt ja auch jetzt Martin hat erwähnt psychosoziale Unterstützung, ist ganz wichtig.

00:17:10: Stabilisierung ist wichtig.

00:17:12: Auffangen, wenn es schwierig wird, aber auch Begleitung hin.

00:17:18: auf diesem Weg hinein in die Gesellschaft, auch Arbeitsmarkt natürlich, ganz wesentlich Deutsch lernen etc.

00:17:24: Was wären da für euch so zentrale Säulen, wo ihr sagt, das ist eigentlich für das Integrationshaus unser Konzept, das wir auch zu leben versuchen?

00:17:31: Also für mich ist es irrsinnig wichtig, dass die Leute wirklich nicht nur gut ankommen können, sondern gut hier in die Gesellschaft andocken können.

00:17:42: Und das braucht sehr viel.

00:17:44: Das braucht eben die richtige Betreuung, der robotische Unterstützung sehr oft auch eine gute Gesundheitsversorgung und vor allem auch sehr viele Bildungsmaßnahmen.

00:17:58: Und da ist ganz wesentlich, dass es die passgenauen, die richtigen Bildungsmaßnahmen sind, die nämlich genau dort anstehen.

00:18:07: Also ansetzen, wo die Person gerade ist.

00:18:11: Das ist in jeder Biografie ein bisschen anders.

00:18:15: Und das ist einmal ein ganzer zentraler Punkt.

00:18:18: Dann ist es ganz wichtig, dass es eben auch gleiche Rechte, gleiche Chancen und dort Beachtung eben der Vielfältigkeit, die jeder mitbringt, dass es die gibt.

00:18:33: Ist es ganz wichtig, dass man im Rahmen der Gesellschaft ankommen kann?

00:18:39: Das kann sein, weil man Kontakte knüpft zu Eltern in Kindergarten oder in der Schule.

00:18:47: im Rahmen des Jobs, dass es immer ganz ein wichtiger Integrationsfaktor Arbeitskollegen kennenlernt, aber ganz wichtig auch die vielen freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die da sehr hilfreich sein können.

00:19:05: Und da besonders oft auch jene, die vielleicht die Herkunftssprache der betroffenen Person sprechen.

00:19:14: und die sozusagen nicht nur Sprachkenntnisse und Wissen über die Herkunftskultur mitbringt, sondern von uns werden dann freiwillige Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen auch professionell als Badis ausgebildet, damit sie das entsprechende Wissen haben und auch die Fähigkeit zur Reflexion, sage ich einmal.

00:19:38: Da würde ich mir zusetzen.

00:19:43: Ich komme aus dem Bildungsbereich, Deutsch lernen kann ja nicht kompliziert sein, kann aber auch weniger kompliziert sein, wenn das Angebot passt, wenn man sich auf die Leute einlässt, wenn man ihre eigene Bildungsbiografie im Maxim noch so durchwachsen sein oder kurz sein oder mit vielen Unterbrechungen versehen sein, wenn man... die in den Blick nimmt.

00:20:03: Wir haben es auch, um wieder beim Traumbleiben zu sein, auch geschafft, immer in der Vernetzung.

00:20:08: Das war vielleicht am Anfang zu kurz.

00:20:10: Ich sehe es als totale Notwendigkeit.

00:20:13: Wir sind nie allein.

00:20:14: Wir sind keine Einzelkämpferinnen, Einzelkämpfer auf diesem Feld.

00:20:18: Es gibt viele.

00:20:20: die eine Haltung haben, die gute Angebote setzen und mit denen arbeiten wir zusammen, weil gemeinsam kann man einfach mehr erreichen als alleine.

00:20:27: Und in dieser Vernetzung haben wir zum Beispiel auch geschafft, gute Basisbildungsmaßnahmen, wo nur zehn Teilnehmerinnen in einer Maßnahme sitzen, die man gut individuell begleiten kann, Erwachsene, die noch nie lesen und schreiben lernen konnten, in keiner Sprache sie dabei zu unterstützen.

00:20:42: Das braucht ein ganz spezifischer Angebote, die ich nicht wahrnehme jetzt.

00:20:51: Ich sehe die Integrationsmaßnahmen, die vom Bund gesetzt werden, viel zu generalisierend.

00:20:57: Das sind nicht die Angebote.

00:20:58: Das sind Angebote, die für manche Menschen gut greifen, weil es braucht die individualisierten Angebote, wie wir sie versuchen zu setzen im Haus, die die Menschen auch... dabei unterstützt wirklich voranzukommen, wenn sie es wie in der Schule, ja, es gibt auch Schülerinnen und Schüler, die schaffen es im Schulsystem nicht, weil es das falsche Angebot ist für sie und die können in einen spezialisierten Angebot registrieren und erreichen wahnsinnig tolle Ziele.

00:21:23: Und das ist bei Erwachsenen oder bei Geflüchteten Menschen nicht anders.

00:21:27: Also eigentlich ist ganz wenig anders wie... Sonst im Leben, ja.

00:21:31: Das ist

00:21:31: Peter Gogig dann auch irgendwo.

00:21:33: Ja, und da haben wir wieder auch Freiwillige dazu geholt, ganz speziell.

00:21:37: Freiwillige, die Jugendliche unterstützen, wir nennen sie Bildungspartnerinnen.

00:21:41: Da haben wir auch Projekte schon fünftens umgesetzt mit Mehrsprachigen, die, weil sie die Herkunftssprache der Jugendlichen optimalerweise sprechen, auch ein bisschen Idee haben von der Herkunftskultur, was Verstebern unterlernen in Afghanistan.

00:21:56: Das heißt, die sind ja oft in unserem Setting.

00:21:59: Wir versuchen, Trainerinnen und Trainer sehr viel auf Augenhöhe mit Jugendlichen zu arbeiten.

00:22:06: Das ist völlig unbekannt.

00:22:07: Bekannt ist vielleicht, fünfzig Kindersitzen in einem Raum und plappern dem Lehrer das nach.

00:22:13: Das ist Schule.

00:22:15: Und dieses Wissen aber auch durch Freiwillige zu bekommen, für uns auch, also auch Trainerinnen, die Ja, diese Herkunftskulturen auch nur bedingt kennen.

00:22:25: Da machen wir wahnsinnig viele Erfolge, Mentorinnen, die wir bei Jugendlichen im Arbeitsmarkt, integrativen Setting einsetzen, die uns auch ihr Netzwerk auch anbieten.

00:22:37: Sind halt Menschen, die stehen im Berufsleben oder standen im Berufsleben, kennen Firmen, kennen Betriebe und unterstützen uns dabei, dass Jugendliche eine Lehrstelle finden.

00:22:47: Also es geht immer nur in diesem Miteinander, in dieser Solidarität.

00:22:51: Und so reagieren wir auf die aktuelle Situation, die meiner Wahrnehmung nur den Fokus auf Defizition und Probleme legt, auch oft ein sehr perfides Spiel mit Statistiken und Zahlen macht, das total unfair ist, weil sie falsch teilweise einfach sind und die Medien übernehmen es aber auch dann genauso hinterfragen ist zu wenig, finde ich.

00:23:16: Da fehlt mir So dieser Blick auf den Menschen, der einfach bei uns in Fokus steht.

00:23:24: Und wahrscheinlich auch ein bisschen, du hast vorhin die Medienkompetenz angesprochen, auch ein bisschen die Quellenkompetenz, aber auch diese Komplexitätstoleranz nicht.

00:23:33: Es ist halt selten schwarz oder weiß, es ist meistens in Graustufen.

00:23:37: Das muss man halt auch herrlicherweise sagen.

00:23:40: Ich stelle dir das aber eine provokante Frage, weil ich glaube, du kannst sie beantworten.

00:23:44: Jetzt würden vielleicht manche sagen, ja, da hat er schon recht, nicht.

00:23:47: Der Herr Geschäftsführer vom Integrationshaus, wahrscheinlich, so wie es kann im Prinzip, funktioniert selten wohl in Österreich, nicht nur im Integrationsbereich.

00:23:54: Manche brauchen schnelleres Tempo, manchmal ein langsameres.

00:23:57: Ich habe die Diskussion oft gehabt mit Ukrainerinnen, die gesagt haben, ich sitze mit einer Afghanin, die noch in ihrer Schule von innen gesehen hat, im Kurs und ich habe einen Hochschulabschluss.

00:24:05: Wie soll das funktionieren?

00:24:06: berechtigte Frage aus meiner Sicht für beide Seiten.

00:24:10: Da verlieren alle.

00:24:11: So, ich werde mir jetzt sozusagen diesen Vorschlag von dir folgen würde.

00:24:15: Ich kann dem übrigens jetzt auch sehr viel abgewinnen, weil sich das auch mit der Forschungslage deckt, dass man ein bisschen ein zielgruppengerechteres Angebot braucht bis hin zu maßgeschneiderten Angebot fast schon und persönlicher individueller Begleitung oder Betreuung.

00:24:29: Könnt jetzt jemand daherkommen und sagen, schauen Sie sich da um in der Welt, Wirtschaftslage, Budgetee etc.

00:24:35: und so weiter, wir können uns das nicht leisten.

00:24:37: Das kann schon sein, dass das sinnvoll wäre für jeden Einzelnen, aber wir haben die Zeit nicht, das Geld nicht, das Personal nicht, die Ressourcen nicht, das bringt uns nichts.

00:24:47: Besser die kommen gleich gar nicht, weil dann stellen sich diese Integrationsaufgaben gar nicht.

00:24:52: Beziehungsweise wir können nicht darauf warten, bis sich das irgendwann einmal in zehn, zwanzig Jahren amortisiert und die quasi von Einnehmenden zu Beitragszahlen werden.

00:25:02: Was würdest du da jemanden entgegnen, der so würde sagen, das ist eh noch, ihm so zu sagen, ein ganzes Spektrum der rasistischen Hetze, das gibt in dem Land eh noch relativ gemässig ausgedrückt, nicht?

00:25:13: Da kennen wir Schlimmeres.

00:25:14: Das ist vielleicht jemand, der prinzipiell offen wäre, aber ein bisschen skeptisch dem gegenübersteht.

00:25:18: Was würdest du da aus, dann nämlich auch jahrelangen, jahrzehntelangen Erfahrung, nicht nur im Bereich Integration, sondern eben auch Bildung und Wissensvermittlung, was würdest du so jemanden entgegnen?

00:25:29: Also zuerst würde ich einmal sagen, wir können uns nicht leisten, es uns das jetzt nicht zu leisten, weil dieser, wie sagt man, der Return of Investment

00:25:41: ist

00:25:42: wäre und ist immens.

00:25:44: Das ist ja nur ein kleiner Tropfen.

00:25:46: Also da geht es eigentlich, für mich braucht es eine andere stärkere Öffnung, die mir immer noch fehlt, nämlich der Öffnung von Ausbildungseinrichtungen.

00:25:55: Es gibt viel.

00:25:57: Gezeta auch und hört auch den Wittorskammerpräsidenten zu sagen, wir brauchen Arbeitskräfte.

00:26:03: Ich sage ja, dann brauchen wir auch Firmen, die sie ausbilden.

00:26:07: Weil die Arbeitskräfte kommen halt nicht fix und fertig vorbereitet hierher und die kann sie dort hinstellen.

00:26:11: Das ist

00:26:12: aber immer noch die Vorstellung, dass das so passieren könnte oder

00:26:15: sollte.

00:26:15: Aber

00:26:16: die Arbeitskräfte, die fix und fertig sind, bleiben in der Regel in den Ländern, in denen sie leben, weil dort werden sie gebraucht.

00:26:21: Und man muss sie investieren, wenn man es braucht in Zukunft.

00:26:24: Und die demografische Entwicklung zeigt ja auch, wie wichtig es wäre, hier zu investieren.

00:26:29: Und ich sehe auch, dass zum Beispiel ein nahezu fast alle unbegleitete, minderjährige Geflüchtige bleiben in Österreich.

00:26:36: Und wieso nicht diese Menschen investieren?

00:26:39: Wieso diese Menschen nicht Ausbildungseinrichtungen zur Verfügung stellen?

00:26:42: Wieso sind hier Firmen, die sagen, ich nehme diesen Lehrling nicht, diesen Jugendlichen?

00:26:46: Ich brauche zwar Lehrlinge, aber ich nehme nicht die zugewanderten.

00:26:51: Da braucht es meines.

00:26:52: Ich glaube, da muss das Umdenken viel stärker anfangen.

00:26:56: Um zu sagen, die ukrainevertriebene Frau sitzt im gleichen Kurs die afghanische Frau, die aus ganz unterschiedlichen Gründen beide Gruppen flüchten muss, dann auch mit ganz unterschiedlichen Bildungsbiografien logischerweise.

00:27:09: Wir haben einen Arbeitsmarktintegrativen Kurs speziell für ukrainische Frauen und einen für alle anderen Frauen.

00:27:16: Das ist kostet das gleiche.

00:27:19: Die Ziele sind erreichbar, sind ganz unterschiedliche Ziele, das ist völlig klar, obwohl ich sagen muss von den Bildungs- und Ausbildungs- und Berufsbiografien der ukrainischen Frauen, die wir hier betreuen, die sind so vielfältig, dass man gar nicht sagen kann, sie kommt mit einer Ausbildung hierher und möchte dort andocken.

00:27:39: Die Erfahrung, die mir erzählt wird, das unterrichten halt dort noch Frauen, das wird mir halt erzählt, was da so kommt in den Arbeitsmarkt, integrativen Beratungen, die da inklusive angeboten werden, das ist auf vieler Vielfalt.

00:27:49: Die haben es auch oft in der Ukraine auch erleben müssen, dass sie relativ rasch von einem Beruf in einem anderen umsatteln müssen, weil das der Alltag so verlangt hat und sind gar nicht so.

00:28:03: Das darf nur das eine Beruf sein.

00:28:05: Ganz im Gegenteil, großes Interesse hier beruflich, gut andocken zu können.

00:28:10: Ja, die brauchen was anderes, logisch.

00:28:13: Das brauchen aber auch viele andere Menschen, was anderes.

00:28:16: Und es gibt auch ein relativ differenziertes Bildungssystem in Österreich, dass man auch hier unterschiedliche Stärken fördern kann in einem unterschiedlichen Tempo.

00:28:25: Das ist bei zugewanderten auch wiederum nicht anders.

00:28:29: Du hast jetzt auch die Rolle von Unternehmen angesprochen.

00:28:32: Ich finde das besonders interessant, weil die so ein wenig in diesem ganzen Integrationscosmos oft ein bisschen ausgeblendet werden.

00:28:39: Es gäbe es nicht.

00:28:40: Dabei sind die die zweite, mindestens ebenso wichtige Seite bei der Arbeitsmarktintegration.

00:28:44: Das eine sind die Arbeitnehmer, die potenziellen.

00:28:47: mit Flucht hintergrund.

00:28:48: Das andere sind die Arbeitgeber.

00:28:50: Und ich kann zum Beispiel als Integrationsmotor, wie es jetzt zusehends der Fall ist, ausgeben.

00:28:55: Deutsch lernen kann man auch am Arbeitsplatz gut, jetzt mal schnell in den Arbeitsmarkt hinein, einen Job annehmen und dann später noch auf ein höheres Deutschniveau hochqualifizieren.

00:29:06: Da würden wahrscheinlich, und das weiß ich auch aus Studien, die wir durchgeführt haben, viele gerade junge, geflüchtete Männer mitmachen und sagen, ja, ich will schnell ein eigenes Geld verdienen, ich will was aufbauen, ich will irgendwie auf eigenen Beinen stehen.

00:29:17: Nur ich erlebe auch, dass viele Unternehmen vielleicht im Abstrakten sogar sagen, ja, ja, kein Problem, wir haben betrieblichen Sprachkurs, wir haben dieses und jenes, kein Thema, aber im Konkret dann, wenn die eine Person mit, ich sage mal, B-Eins-Niveau gegenüber sitzt, Jobinterview oder sogar noch weniger A zwei, der kann sich zwar irgendwie verständigen, aber das ist kein perfektes Deutsch, weit davon entfernt, dass das sehr schnell ein Ausschlusskriterium wird.

00:29:45: Und dass es da immer noch eine gewisse... In Flexibilität gibt.

00:29:48: Man kann nicht pauschal für alle Unternehmen sprechen.

00:29:51: Es tun sich große Unternehmen mit einer eigenen HR und Diversity Abteilung und vielen Ressourcen für Sprachkurse leichter als eine KMU oder ein Familienunternehmer mit was nicht drei Mitarbeitern.

00:30:02: Wer macht es dann diese betriebliche Integration?

00:30:05: Aber dennoch scheint mir, dass wir über diese Rolle sozusagen die Aufnehmende hereinlassen, die eigentlich zu wenig sprechen.

00:30:15: Ein bisschen verstehe ich es auch, warum.

00:30:18: Das Sprachniveau ist das eine, ein viel größeres Thema, das wir machen ja schon seit vielen Jahren das Projekt Java, das ist Jugendliche für ihrem Weg in den Arbeitsmarkt, wo wir auch einfach die Erfahrung machen, dass gerade kleinere Unternehmen Angst haben, weil sie diese rechtliche, aufenthaltsrechtliche Situation auch zu wenig kennen und wissen.

00:30:41: Die haben natürlich dann auch Angst, wenn ich den Jugendlichen nehme.

00:30:44: Bleibt ihr dann auch in Österreich, weil der hat subsidiären Schutz?

00:30:48: Was heißt das eigentlich?

00:30:50: Darf der überhaupt bei mir arbeiten?

00:30:51: Hat der einen Arbeitsmarktzugang?

00:30:53: Und da können wir halt dagegenhalten, dass wir auch den Unternehmen Beratungen bieten.

00:30:58: Wir sagen Unternehmen, der Jugendliche, darf das.

00:31:01: Und wenn er eine Lehrstelle hat, wir sind da, wenn es da Themen gibt, auch persönliche, private Themen, familiäre Themen, dann könnte mit Unsinn und Aktreten wir unterstützen euch auch.

00:31:12: Nachher noch.

00:31:13: Wir sind nicht nur da, dass der Jugendliche bei euch eine Lehrstelle hat.

00:31:16: Und dann sagen wir wiedersehen, geht uns nichts mehr an.

00:31:18: Ganz im Gegenteil.

00:31:19: Wir können da auch gerne unterstützen und haben hier auch kulturelles Wissen und mehr auch Sozialarbeit, die wir überall eingebunden haben.

00:31:28: Und da haben wir dann schon auch Firmen, die haben einen Zahnarzt, der jetzt ... die fünfte Jugendliche als Lehrling nimmt und die andere schon ausgebildet hat, der einfach dann für sich auch bemerkt hat, das bringt mir was und ich mittlerweile brauchte nicht mehr viel, weil er sich selber gut auskennt.

00:31:47: Aber das sehe ich auch nicht nur von den Sprachkompetenzen, gerade bei kleinen Unternehmen, die sich da sehr unsicher sind, weil der Wissen fehlt.

00:31:57: Ich habe auch gehört, ich glaube, der Johannes Kopf vom Arbeitsmarkt-Service sagt das sehr gerne.

00:32:01: Der erste Afghanenbetrieb ist eine riesige Herausforderung, der zweite ist schon kaum die Rede wert, weil der erste hat die Tür geöffnet.

00:32:09: mit davorisch gesprochen.

00:32:10: Also das ist natürlich auch eine Entwicklung.

00:32:12: Ehrlicherweise die letzten zehn Jahre schon gelungen ist.

00:32:16: Man muss nur mit offenen Augen durch diese Stadt gehen.

00:32:18: Also wenn du dir irgendwie dein Brot beim Bäcker kaufst oder an der Supermarktkasse oder wenn du mit der Westbahn fährst, da ist irgendwie fast jeder Zugbegleiter ein Flüchtling.

00:32:27: Also da ist schon was gelungen.

00:32:29: Hab ich schon öfter cooler Kattis bekommen.

00:32:30: Ja, das hast du schon.

00:32:31: Weißt du, du bist so integrationslos.

00:32:35: Ist das schon Korruption, Martin?

00:32:37: Nein.

00:32:40: Sehr gut.

00:32:41: Aber genau das ist eigentlich auch ein Indiz für was gelungen ist.

00:32:44: Ich meine, darüber redet man ja auch viel zu selten.

00:32:46: Der Fokus ist... Kann man das verständlich finden oder nicht?

00:32:50: Auf den Defiziten, auf den Problemen, auf das, was schief läuft, das ist sehr sichtbar.

00:32:54: Das, was eh schön vor sich hinläuft und arbeitet, das ist ja deshalb nicht zu sichtbar, weil das erwartet man ja eigentlich vom System.

00:33:01: Das ist halt eh funktionierend.

00:33:03: Das glaube ich auch zutiefst menschlich.

00:33:04: Es sind immer so ein bisschen die Skandale, die halt sichtbarer sind.

00:33:08: Aber ich glaube, das ist auch ein Thema, weil man dadurch gar nicht diese Menschen, die vielfach angekommen sind, aber auch die Unternehmen, die jetzt wie selbstverständlich Mitarbeiter mit Flucht hinter Grund einstellen, Das ist gar nicht mehr so thematisiert, weil man sagt, das funktioniert eh.

00:33:21: Da ist irgendwie, was ist die Geschichte, ne?

00:33:23: Das ist keine Geschichte, weil halt da nicht ein großes Problem auftaucht oder ein großes Skandal dahinter steht.

00:33:29: Also damit haben wir es, glaube ich, auch zu tun.

00:33:31: Bei dieser Frage haben wir es geschafft, haben wir es nicht geschafft.

00:33:34: Zehn Jahre nach, zwielfünfzehn.

00:33:36: Und vielleicht noch was dazu zu sagen.

00:33:37: Ja, ich meine, B.I.N.S.

00:33:38: ist nach dem gemeinsamen europäischen Referenzraum in Versprachen ja eine Nummer, ein gewisses Niveau.

00:33:47: Es kann kein einziger Deutschkurs das Deutsch abdecken, das ein Betrieb braucht.

00:33:53: Weil das steckt auch, dass dafür ist auch dieser Referenzrahmen gar nicht geschaffen.

00:33:57: Der bildet eigene Fremdsprachenkompetenzen ab, die eher dann ins Universitäre denken gehen und kann nicht Fachreferate halten.

00:34:06: Dann bin ich auf B zwei oder Richtung C eins.

00:34:10: Der bildet ja den Arbeitsalltag nur ganz minimal ab.

00:34:14: Und ich kann da klarerweise in einem Deutschkurs nicht Im Trocken-Schwing-Kurs einen Arbeitsalltag aus sieben verschiedenen Branchen abbilden.

00:34:22: Das ist unmöglich.

00:34:23: Die Fachsprache, die ich für eine Arbeit brauche, kann ich nur in der Arbeit bekommen.

00:34:28: Und

00:34:28: kann es nicht bei Bewerbungsgespräch erwarten?

00:34:30: Woher soll es denn kommen?

00:34:32: Und ehrlicherweise hat man das vielleicht sogar, wenn die Muttersprache Deutsch ist, also gewisse Fachausdrücke, gewisse Fachterminäre, wenn wir uns mich in die Elektrobranche setzen würden, weiß ich nicht, ob ich das alles benennen könnte, wie das richtig heißt.

00:34:45: Ja, sicher

00:34:45: können wir es allen benennen, also manche Dinge.

00:34:48: Ja, aber nicht der Kleinen davon.

00:34:50: Und das ist, glaube ich, schon ein wichtiger Punkt, dass man sagt, Natürlich braucht es halt auch diese betriebliche Aus- und Weiterbildung im weitesten Sinne.

00:35:00: Ich meine überhaupt, dass wir uns zunehmend, wenn wir so um uns blicken in der Welt, du hast den demografischen Wandel angesprochen, aber natürlich auch einen immer höheren Diversitätsgrad in der österreichischen Gesellschaft, ist einfach Faktum.

00:35:10: Das kann man jetzt gut oder schlecht finden, aber das ist derzeit die Situation, mit der wir es zu tun haben.

00:35:16: ob man sich da nicht ein bisschen von diesem Gedanken verabschieden muss, da kommen die fertig fix und fertig ausgebildeten Fach- und Arbeitskräfte mit perfekten Deutsch- und allen Kenntnissen, die ich brauche am Arbeitsplatz.

00:35:27: Ehrlicherweise melden mir Unternehmen, mit denen ich jetzt für ein neues Buchprojekt auch darüber diskutiert habe, zurück in das nächste Buch.

00:35:35: Wenn eines erschienen ist, ist schon das nächste in der Arbeit.

00:35:40: Die mir gesagt haben, ehrlicherweise ist das auch bei den österreichischen Jugendlichen, also die, die nicht einmal einen Migrationshintergrund in zweiter, dritter Generation haben, nicht mehr so, dass man erwarten kann, dass die Mathematikkenntnisse dort sind, wo sie vielleicht vor dreißig Jahren waren.

00:35:57: Oder Deutschgrammatik, dass die deutsche Sprache sich überhaupt verändert hat wegen Social Media und anderer Dinge.

00:36:03: Ehrlicherweise müssen wir da auch ein bisschen nachschärfen.

00:36:07: Deshalb ist es gar nicht so blöd, dass wir sozusagen Basis-Weiterbildungskurse insgesamt anbieten in der Lehrlingsausbildung, weil im Grunde hilft es eh allen.

00:36:16: Das ist jetzt auch nicht eine Entwicklung, wo ich sage, was sagt das über unser Bildungssystem.

00:36:20: Das ist, glaube ich, eine prächtigte Frage.

00:36:23: Aber dass es die Realität ist, mit der du umgehen musst, ob du es willst oder nicht, ist natürlich tatsächlich der Fall.

00:36:29: Und ich glaube, diese Anpassungsleistung müssen Unternehmen, egal wie groß sie sind, wohl zunehmend machen, weil man sonst natürlich auch irgendwie üblich bleibt.

00:36:41: Also das ist eine große Herausforderung.

00:36:44: Ich glaube, was auch unterschätzt wird, ist einfach diese Möglichkeit, berufsbegleitende Ausbildungen zu machen.

00:36:52: Das sehe ich als ein Insektor, dem man wirklich nur stark ausbauen könnte.

00:36:57: Gerade weil es jetzt auch heißt, es fehlen so viele Lehrkräfte und Kindergärtnerinnen, Sozialarbeiter, Sozialarbeiterinnen, alleine in dem Feld, denke ich mir.

00:37:10: Es gibt wahrscheinlich sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund, die Sprachkenntnisse mitbringen, die vielleicht dann im Heimatland auch schon eine pädagogische Ausbildung absolviert haben, die man hier sehr gut einsetzen könnte rasch und berufsbegleitend ausbilden.

00:37:31: Ich weiß, es gibt ein bisschen Wasser, aber das glaube ich, das ist etwas, was man viel größer denken könnte.

00:37:39: Da stimmt.

00:37:39: Jetzt haben wir eigentlich schon sehr viele ganz konkrete Vorschläge,

00:37:42: würde ich sagen,

00:37:43: für Politik und Verwaltung formuliert.

00:37:46: Das müsste man die halt nur mehr alle umsetzen.

00:37:49: Jetzt zum Schluss noch, weil das gehört sich so in einem Geburtstag, vor allem einen runden Geburtstag, den man feiert.

00:37:55: Was sind denn eure Wünsche für die Zukunft?

00:37:58: Wenn ihr jetzt beide, jeder von euch hat einen Geburtstagswunsch.

00:38:03: Was würdet ihr euch für das eineseits für das Integrationshaus wünschen, aber gerne auch allgemein für die Integration in Österreich?

00:38:13: Für das Integrationshaus wünsche ich mir, dass wir die ganzheitliche Betreuung weiter ausbauen können, dass wir uns noch stärker öffnen, auch für Gemeinwesenarbeit, dass wir Wege finden, noch besser auch international.

00:38:33: zu kooperieren, dass wir uns durchsetzen sozusagen.

00:38:37: Hast du nicht wirklich gesagt, ein Wunsch?

00:38:39: Ja,

00:38:39: ja, ja, ja.

00:38:40: Die Entreira hat durch alles.

00:38:42: Aber das erklärt... Sie

00:38:45: ruft es krank, was wir alles brauchen.

00:38:47: Das

00:38:48: sagt

00:38:48: nur mehr eines.

00:38:49: Also, dass man sozusagen nicht auf Sanktionen und Bestrafungen setzen darf, sondern auf Einbindung und Erklärung.

00:39:00: Ich glaube, das wären die richtigen Wege.

00:39:03: Das wünsche ich mir.

00:39:06: So hast du mir noch einen Wunsch übergelassen.

00:39:11: Ich wünsche mir für das Integrationshaus, weil ich noch nicht in Pension bin, dass es natürlich auch nach dreißig Jahren bestehen wird.

00:39:20: Weil ich davon überzeugt bin, dass es so eine Einrichtung braucht.

00:39:25: Ich wünsche mir aber auch, dass wir so klein bleiben wie wir sind.

00:39:30: Nicht nur weil ich mehr Arbeit, nicht mehr Arbeit haben will, sondern weil ich schon das Gefühl habe, diese Qualität, die wir in der Arbeit leisten können, hat schon auch etwas zu tun, dass wir kein riesengroßer Betrieb sind.

00:39:41: Ja, wir haben Hundert neunzig Mitarbeiterinnen, ist nicht wenig, aber es ist trotzdem sozusagen etwas, wo wir gut hinschauen können und gute Qualität leisten können.

00:39:53: Also eigentlich wünsche ich mir kein großes Wachstum.

00:39:55: Das war auch so, dass da auch die Andrea sehr genau darauf geachtet hat, nicht zu groß zu werden, weil groß werden hat für mich schon immer etwas auch mit Qualitätsverlust zu tun.

00:40:08: Man kann dann einfach viele Dinge nicht mehr so genau machen und gut machen, wie man sich's wünscht.

00:40:14: Also ich wünsche mir eigentlich, dass wir ein kleines, feines Projekt bleiben, das trotzdem laut genug ist und sichtbar ist.

00:40:22: Und generell wünsche ich mir, dass es doch politisch mal eine Rückbesinnung auf Menschenrechte gibt.

00:40:29: Auf eine Abkehr von einer Abschottungs- und Auslagerungspolitik.

00:40:34: Weil die Menschen, die zu uns kommen, kommen in der Regel nicht freiwillig.

00:40:38: Sie kommen, weil sie irgendwohin müssen.

00:40:40: Und dann ist es halt vielleicht Österreich.

00:40:42: Und ich habe noch alle, ich habe so viele Menschen kennengelernt dürfen in den letzten, wie, sechsundzwanzig Jahre im Integrationsaus.

00:40:50: die so viel Energie und auch Freude dann haben und was beitragen können, wollen.

00:40:57: und da vielleicht der alle letzte Wunsch Teilhabe stärker zu ermöglichen.

00:41:03: Die Menschen haben was zu bieten, können was beitragen, um unsere gesamte Gesellschaft weiterzuentwickeln.

00:41:11: Das ist sehr schön.

00:41:12: Ich schließe mich den Wünschen an, vor allem für die nächsten dreißig Jahre.

00:41:15: Wünsche ich euch alles allerbeste.

00:41:17: Ich glaube, das Integrationshaus braucht es nicht nur für die konkrete Arbeit, die ihr leistet, sondern auch wirklich ein Symbol dafür, was möglich war die letzten dreißig Jahre.

00:41:27: In einer Situation, wir haben es gesagt, wo sich der Diskurs teilweise verschärft hat, aber wo ihr standhaft geblieben seid und wo ihr ja weiter diese Arbeit leistet und jede einzelne Geschichte, die aus dem Integrationshaus hervorgegangen ist, ist ja auch wirklich ein Zeugnis dafür.

00:41:42: Danke für die Arbeit ihr gemacht habt, ihr noch machen werdet.

00:41:44: Lieber Martin, schaue ich dich an und danke, dass ihr heute meine Gäste wart.

00:41:48: Danke für die Einladung.

00:41:50: Und bei euch bedanke ich mich auch sehr herzlich, dass ihr wieder mit dabei wart und ich freue mich, wenn ihr bei der nächsten Folge von Aufnahme bereit wieder rein hört.

00:41:57: Tschüss und Papa.

00:42:04: Vielen Dank fürs Zuhören.

00:42:05: Wenn euch diese Folge gefallen hat, abonniert Aufnahme bereit auf Spotify oder allen anderen gängigen Podcast-Plattformen.

00:42:12: Und folgt Judith Kohlenberger und der Chefredaktion auf ihren Social-Media-Kanälen.

00:42:18: Fragen, Anregungen und Beschwerden an Aufnahmebereit.at.

00:42:21: wu.ac.at.

00:42:24: Alle Infos findet ihr auch in den Shownotes.

00:42:26: Bis zum nächsten Mal.

00:42:34: Aufnahmebereit wird ermöglicht durch eine Förderung des Wissenschaftsvermittlungskolls vom Wissen der vielen, der MR-Sieben, der Stadt Wien.

00:42:43: Dann kann die KooperationspartnerInnen von die Chefredaktion und der Podcastwerk statt.

00:42:54: Podcastwerkstatt.

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